Wir erwarten vom Menschen, dass er mit seinen Mitmenschen gut auskommt, dass er mit ihnen leben kann, dass er für sie da sein kann, dass er solidarisch sein kann. Der Manager aber führt Krieg. Er muss Krieg führen. Das Konkurrenzprinzip ist Krieg: Ich muss den anderen fertigmachen, damit ich überleben kann. Das Karriereprinzip ist Krieg: Ich muss den anderen übertrumpfen, ich muss ihn unterdrücken, dann bin ich der Sieger. Dann bin ich wer!Hans A. Pestalozzi - "Auf die Bäume Ihr Affen"
Überlegen wir uns doch einmal, wie die psychischen Strukturen eines Menschen aussehen müssen, dessen Lebensziel darin besteht, den anderen ständig übertrumpfen zu müssen.
Wer den Sinn seines Lebens darin sieht, Macht über andere Menschen zu erringen oder viel Geld zu verdienen, um sich duch irgendwelche Äusserlichkeiten von anderen Menschen zu unterscheiden, oder sich Statussymbole anzueignen, die ihm den Zutritt zum neureichen Geldadel erlauben - dies die drei möglichen Motivationen für Karrieremenschen -, der zeichnet sich zunächst durch ein extremes Minderwertigkeitsgefühl aus. Es geht ihm nie darum, er selber sein zu können, sondern er muss von anderen Leuten gefürchtet, bewundert oder doch zumindest als ihresgleichen akzeptiert werden. Es geht deshalb bei der Karriere auch nie darum, welche echten Leistungen damit erbracht werden, sondern darum, dass Karriere Selbstzweck ist, Selbstbestätigung eines Menschen, der mit sich nicht zu Rande kommt.
Freude am Befehlen, Freude am Unterdrücken, Freude an der Macht sind die Voraussetzungen. Alle anderen haben sich dem unterzuordnen - selbst die eigene Frau:
"Wer Karriere anstrebt, darf keine Schwachstellen zeigen. Die eigene Ehefrau könnte eine sein... Ein gesellschaftliches Ereignis, mit Damen im Hause des Chefs kann das vorläufige Ende Ihrer Karriere bedeuten" (Werbung für Benimm-Kurse für Manager-Ehefrauen).
'Menschliche Menschen' haben kein Bedürfnis, Karriere zu machen. Sie wollen mit dem Mitmenschen zusammenleben, mit ihm sein. Nicht ihn übertrumpfen wollen, nicht ihn beherrschen wollen, nicht 'mehr' als er sein wollen.
Das Teuflische besteht darin, dass dadurch nur jene Menschen an die Spitzen der heutigen hierarchischen Strukturen in Wirtschaft und Gesellschaft kommen, die wegen ihrer eigenen psychischen Strukturen eigentliche Lebensversager, ausgeprägte Neurotiker sind.
Der Wille zur Macht ist nie ein Zeichen der Überlegenheit. Macht- und Geltungsstreben sind Zeichen der Unsicherheit. Das Gefühl des eigenen Unwertes muss durch die Entwertung des Mitmenschen kompensiert werden.
Da seine Macht nicht auf besonderen Fähigkeiten oder gar innerer Grösse und charakterlicher Kompetenz beruht - denn dann müsste er nicht Macht ausüben -, sondern allein auf seiner hierarchischen Stellung oder seinem Geld, muss er sich vom 'Plebs' absondern. Er muss sich äusserlich distanzieren und abschirmen, damit niemand merkt, wie hohl es hinter der Fassade ist. Er muss die Fiktion aufrecht erhalten, er müsse besser sein als wir, weil er doch an der Macht sei.
Ich schätze, das stimmt auch für die meisten Politiker... was mich wieder daran erinnert, mal nach einer Wunschfee Ausschau zu halten. Dann würde ich mir nämlich wünschen, daß alle Politiker, Wirtschafts- und Finanzfuzzies Pinocchionasen hätten, die bei jeder Lüge, Unwahrheit oder einfach nur dem gezielten Weglassen relevanter Informationen um 1 cm wächst. Wäre ein interessantes Politbarometer. Welcher hätte wohl die längste? Auf jeden Fall bin ich mir sicher, daß die meisten von denen nach ein paar Tagen nicht mehr gerade gehen könnten, weil das Übergewicht der Nasen die Köpfe nach vorne ziehen und die Halsmuskulatur völlig überfordern würde...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen