Donnerstag, 10. Dezember 2009

Ich, der Kakerlak

Die afrikanische Juwelwespe (Ampulex compressa) hat einen perfiden Weg gefunden, Schaben nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Ein präziser Stich ins Hirn des armen Kakerlak blockiert den Neurotransmitter Octopamin und macht das Opfer antriebs- und willenlos. Mutter Wespe braucht nun nur noch das Hündchen an die Leine bzw. den Fühler zu nehmen und in ihren Bau führen. Dort dient die arme Kakerlake dann als Lebendfutter für die Brut.

Kommt mir bekannt vor. Ich hab schon nachgeschaut, ob mich vielleicht auch irgendwo eine Wespe gestochen hat, aber ich konnte nichts finden. Dennoch geht's mir häufig genauso. Meine extreme Antriebsschwäche war ja schon immer ein Thema bei den Therapiesitzungen, nur daß sich das auch noch immer in dermaßen lähmender Müdigkeit und regelrechten Schlafkomata äußert, ist nach wie vor ein Rätsel für meine Therapeutin. Ich bin genau wie diese Kakerlake... ich liege da und seh das Unheil kommen... die Wespenbrut nagt schon an mir und es schmerzt... aber trotzdem kann ich mich nicht rühren und oft noch nicht mal aufwachen (der Schmerz wird einfach nur in den Traum mit eingebaut). Mich weder wehren, noch weglaufen. So geht's mir vor allem auch in Prüfungen... ich fahre komplett runter und igel mich regelrecht ein. Das Problem ist: das funktioniert ganz automatisch und ich kann ABSOLUT GAR NICHTS dagegen machen (auch wenn der Prof noch so beleidigt ist... ich tu das ja nicht mit Absicht und ich kann es auch nicht verhindern, das ist ja das schlimme). Am Schlimmsten ist es, wenn es wirklich drauf ankommt, zu funktionieren... dann geht oft gar nichts mehr.

Wenn der Druck nicht so hoch ist und es um Routinearbeiten geht, werd ich dagegen kribbelig und meine Gedanken schweifen alle paar Sekunden ab. Ich muß mich ständig selbst kontrollieren und komm dann nicht mehr dazu, das zu erledigen, was ich eigentlich tun wollte. Meine Therapeutin ist nach wie vor der felsenfesten Überzeugung, ich hätte ADS (ohne die Hyperaktivität... das sind die, die deutlich seltener diagnostiziert werden, weil sie nicht ständig in der Gegend rumhopsen, sondern statt dessen aus dem Fenster gucken und vor sich hinträumen). Aber meine Meditante will sich ja partout nicht darauf einlassen, der Diagnose mal nachzugehen... Naja, aber daß die bisherige Behandlung offenbar nicht viel bringt, hat sie ja inzwischen zumindest schonmal eingesehen... Ich bin gespannt, wieviele Jahre es noch dauert, bis sie endlich das richtige gefunden hat...

Was mich heut aber noch mehr gewundert hat, war die einsame Schokoladenbrezel, die im Ficus meiner Therapeutin hing...

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