Freitag, 26. September 2008

Er ist tot...

Er hat sich gestern vor den Zug geworfen, heute Morgen stand es groß in allen Zeitungen. Und wie so oft, fragen sich die Leute warum und können es absolut nicht verstehen. Dabei ist es sowas alltägliches, vom Leben die Schnauze voll zu haben. Ich weiß noch sehr gut, wie man sich da fühlt, wenn man drauf und dran ist, Schluß zu machen. Aber alle sind jetzt schockiert und fassungslos, so als hätte es keine Anzeichen dafür gegeben. Ich bin mir sehr sicher, daß es die gab. Normalerweise feuert jemand, der an sowas denkt, seine Notsignale in alle Richtungen ab. Ein einziges Leuchtfeuer aus Hilferufen, eigentlich absolut nicht zu übersehen. Aber oft ist einfach niemand da, der sie wahrnimmt, versteht und auch wahrhaben will. Suizidgedanken sind ein absolutes Tabu in dieser Gesellschaft. Es widerspricht den hochheiligen, christlichen Werten, sich das Leben zu nehmen. Der Mensch hat zu funktionieren... und der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Er hat es nicht mehr ertragen, wollte nur noch, daß es endlich aufhört. Und das schien ihm wohl der einzige Ausweg zu sein. Es war wahrscheinlich niemand da, der ihn verstanden hätte... oder niemand, dem er sich anvertrauen wollte, weil ihm von klein auf eingeimpft wurde, daß Schwächen inakzeptabel sind. Und das ist nun das Ende vom Lied.

Ich hab ihn nicht gekannt, nur ein paar mal gesehen... aber diese Geschichte zeigt mir doch mal wieder sehr deutlich, wie unmenschlich diese Gesellschaft eigentlich ist. Wann habt Ihr das letzte mal ernsthaft wissen wollen, wie es jemandem geht? Und wann habt ihr das letzte mal ehrlich darauf geantwortet?

Ja... nach dieser Nachricht nun war es heute ziemlich ruhig. Aber um die Mittagszeit bekam ich plötzlich wieder einen dieser Krämpfe. Meine Ärztin sagt, da könnte sie nichts machen und ich soll mich dran gewöhnen... und normalerweise beiß ich auch die Zähne zusammen und ignoriere sie, sogut es geht. Aber heute war's zu schlimm. Es kam schnell und heftig. Mir wurde übel, ich konnt gar nicht mehr aufhören, zu zittern und meine Hände fingen an zu kribbeln und wurden taub. Da hab ich meinen Betreuer gefragt, ob ich heim gehen kann... freitags darf man eh ab 12 gehen und ich warte auch mal wieder auf Daten, von daher gab es nichts besonderes zu tun. Aber scheinbar war mir wirklich mal wieder auf einen Schlag sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, denn er wollt mich kaum allein auf die Straße lassen. Aber irgendwo im Büro rumliegen hätte es in dem Moment nicht besser gemacht und da hat er mich gehen lassen (nun bin ich 2 Stunden in den Miesen, aber das werd ich schon wieder reinholen, ich komm eh meist nicht pünktlich weg). Ich weiß, was mir in diesen Momenten am besten hilft: mein Heizkissen. Damit lieg ich jetzt im Bett... es ist schon besser, aber ich fühl mich trotzdem noch ziemlich elend...

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