Das ist das, was ich immer schon gesagt habe, was einem aber kaum jemand glaubt. Heutzutage sind die meisten Leute ja der Meinung, ohne Druck würde überhaupt nichts mehr funktionieren, weil die Leute alle nur noch faul auf dem Sofa liegen würden. Aber das ist nicht so.
Bei mir ist gerade das Gegenteil der Fall: weil ich in der Klinik so sein kann, wie ich bin und mit allen meinen Fehlern und Schwächen akzeptiert werde, blühe ich gerade auf... zumindest fühl ich mich gerade sehr viel besser und bin auch belastbarer. Das hab ich vor allem eben in der Projektgruppe gemerkt, da hab ich mich breitschlagen lassen, die Leitung der Stunde zu übernehmen und auf dem Flip Chart (okay, genaugenommen waren es an die Wand geklebte Blätter in Flip Chart-Größe) mitzuschreiben. Naja, viel Überredungskunst hat es nicht gebraucht, weil kein anderer wollte und ich es irgendwie doof finde, dann erstmal 10 Minuten lang tatenlos rumzusitzen, bis sich denn einer gefunden hat.
Dabei hab ich erstmal gemerkt, wie gut ich das im Studium schon trainiert hab (die Therapeutin war sehr angetan von meiner Strukturiertheit, dabei ist Chaos schon immer mein Markenzeichen gewesen... aber manche Sachen lernt man halt doch irgendwann). *lol* Komischerweise hab ich mich in der Situation heute nicht mal ein winziges bißchen unwohl gefühlt. Das war auch im Studium immer unterschiedlich, je nach Gruppenzusammensetzung. Wenn z.B. der Prof dabei war oder die Gruppe zu groß wurde, ging bei mir gar nichts mehr. Bei anderen Dozenten hab ich mich weniger unterlegen und vor allem auch mehr akzeptiert gefühlt, da war's dann leichter und manchmal sogar gut. In der Klinik isses gerade noch besser. Manchmal fühl ich mich da sogar fast ein bißchen wie der Einäugige unter den Blinden... auch wenn das jetzt 'n bißchen großkotzig klingt. Ich hab da nicht das Gefühl, daß ich was falsch machen könnte und wenn doch, dann zumindest keine Angst, daß es schlimm ist, wenn ich was falsch mache. Die lassen einem da auch immer genug Raum, sich zu erklären, so daß es gar nicht erst zu irgendwelchen bescheuerten Mißverständnissen oder falschen Annahmen kommen kann und für die anderen nachvollziehbar wird. Das ist so'n bißchen mein Problem im realen Leben. Da interessiert das keine Sau, warum man gerade irgendwo nicht so funktioniert, wie die anderen das erwarten. Da wird man dann einfach bloß für zu doof, faul oder aufsässig gehalten. :-(
Was mir nur Sorgen macht, ist, daß ich immer wieder alle meine Probleme auf eine falsche Behandlung durch meine Mitmenschen zurückführen kann. Man soll ja eigentlich immer zuerst den Fehler bei sich suchen und nicht alle anderen beschuldigen. Ich find nur keinen Fehler bei mir. Zumindest keinen, den ich wirklich ändern kann. Vielleicht ist es ja ein Fabrikationsfehler, aber ich seh mich eigentlich eher als anderes Modell, für das der User (= Mitmensch) offenbar zu dumm oder zu grobschlächtig ist bzw. nicht die richtige Gebrauchsanweisung mitbekommt (aber wer liest schon Gebrauchsanweisungen). Viele Dinge funktionieren bei mir nämlich genau andersrum... und da kann ich selber auch nichts dran ändern. Wenn man sieht, wieviele Leute ähnliche Probleme haben, dann ist die Theorie vom dummen User bzw. Mitmensch plötzlich gar nicht mehr so abwegig...
Die Frage ist jetzt nur: wie bringe ich meine Mitmenschen dazu, mich richtig zu behandeln? Ich hab's ja schon oft mit reden versucht, aber das klappt leider nur bei vernünftigen Menschen, wovon es doch erschreckend wenige zu geben scheint. Was macht man nun mit dem ganzen Rest? Ewig rosa Pillen einwerfen?
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